Und es begab sich zu Aachen

Es begab sich dereinst hier zu Aachen …
(auf der Wurm fuhr auch damals kein Nachen),
da kauften wir noch allenthalben
beim Drogisten Diethmar die Salben,
in der Sandkaulstraße; in jenen Tagen,
da die noch bergauf und bergab zu befahren.

Im Marienturm trafen sich Kinder
(nur Jungs), die als Oecher Pfadfinder
vom Stamm ‚Neues Deutschland‘ dort übten,
wie sie den nächsten Ausflug hinkriegten.

In der Pontstraße gab’s noch Ruinen,
die uns Knaben unheimlich erschienen:
dunkel, auch schlechte Gerüche raus wehten.
Es galt als Mutprobe, sie zu betreten.

Zur Volksschule Marienbongard ging man
noch hoch einen Trümmer- und Erd-Damm entlang.
Ein Schild lugte raus am Boden. Zu lesen
war: dies sei die Ludwigsallee gewesen.

Zum Einhard-Gymnasium lief man zu Fuß;
auch weiter zum Sportplatz Steinebrück; ein ‚Muß‘.
Von der Roland- zur Lothringerstraße ohne Gezeter
tagtäglich (hin und zurück) an die 5 Kilometer.

Am Lousberg fiel seinerzeit noch oft Schnee.
Und dann fuhr man von der Buchenallee
mit Rodelschlitten, guten und fiesen,
unter‘m Zaun durch hinab in die Klosterwiesen.

Am Steppenberg ließ man gern ‚Drachen fliegen‘,
vor der Grenze zu Vaals; nur um’s hinzukriegen,
heimlich von drüben Kaffee und Butter
herüber zu schmuggeln für unsere Mutter.

Ja, und selbst ein Abschlusszeugnis mit „Drei“
gab damals bei Lehrfirmen noch kein groß‘ Geschrei:
bei Nickel & Müller, den Tuchfabriken,
sah man die Note zwar nicht mit Entzücken,
doch stellte mich ein mit dem Satz (welch‘ ein Segen!):
„Die Tüchtigkeit zeigt sich im Arbeitsleben“.

. . . . . . . . . . . . .

Nun fragt Ihr nicht lange, denke ich, mehr,
in welchen Jahren gewesen das wär,
was hier erinnernd ich heut‘ angeregt.
Noch mancher der Leser hat’s miterlebt.
Es waren die Nachkriegsjahre letztlich:
von Mitte der 40er bis Anfang ’60.

 

(Dieses Gedicht war ursprünglich ein Geburtstagsgeschenk für einen alten Freund, sagt Hannu Brofeldt. Wie schön, daß wir es jetzt auch hier zeigen dürfen…)


 

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