Zwei Öcher in New York

Während meiner Zeit bei der Commerzbank-Filiale New York war ich verantwortlich für die Nachwuchsausbildung, so wie bereits schon in der Commerzbank-Filiale Aachen.

Ich war darauf bedacht, eine gesunde Mischung in dieser Gruppe zu haben, obwohl ich Amerikaner/Innen mit deutschen Wurzeln bevorzugt eingestellt habe.

Nun ist es in den Vereinigten Staaten so: Um sich bei einer Firma bewerben zu können, liegen an den Rezeptionen Bewerbungsbögen aus, die die Applikat-en/Innen ausfüllen können, um anschliessend ein Anrecht auf zwei Interviews zu haben. Zwei Interviews deshalb, weil man sich in Amerika des Vorwurfs der Diskriminierung erwehren will. Meistens interviewte die Personalabteilung zuerst, um dann den zweiten Interviewer zu bestimmen.

Ein junger Mann, der gerade sein Bachelor in Biologie absolviert hatte, wurde von der Personalabteilung zu mir gesandt. Er betrat mein Büro, stellte sich vor, und ich begann das Interview, damals noch in holprigem Englisch. Schnell merkte ich, dass der Applikant der deutschen Sprache mächtig war, und ich fragte ihn, woher er denn so gut Deutsch sprechen würde. Er antwortete, dass er nach seinem Abschluss drei Monate bei seiner Großmutter in Deutschland verbracht hätte. Auf meine Frage, wo diese denn wohnte, sagte er, in Aachen, er sei ja auch in Aachen geboren, aber seine Familie hätte Aachen verlassen, als er zwei Monaten alt war. Ich antwortete ihm: „Das kann nicht sein, in Aachen kenne ich jeden.“

Ich führte das Interview weiter, und als mir dann die Fragen ausgingen, fragte ich ihn weiter nach seinen Wurzeln in Aachen.

Er erzählte mir, dass er einen Onkel hätte, der bei der Kreissparkasse Aachen als Revisor arbeite. „Meine Frau hat auch bei der Kreissparkasse gearbeitet, aber einen Revisor mit Namen Meienhofer, davon habe ich noch nicht gehört“, sagte ich.

„Nein,  nein, mein Onkel heisst nicht Meienhofer, er ist der Bruder meiner Mutter und heisst Bredol“.

„Wat, d’r Peter ist Dein Onkel?“ sprudelte es aus mir heraus. Peter Bredol, bester Freund meines Freundes und Kollegen Peter Hoch, war der Onkel des Bewerbers.

Es ist müßig zu sagen, dass ich Hans genannt John Meienhofer sofort eingestellt habe.

Wir haben später drei tolle Jahre in der Commerzbank-Filiale New York verbracht; u.a. mit mehreren gemeinsamen Aufenthalten in den Filialen Los Angeles und Atlanta. Ich konnte ihn vielseitig einsetzen; u.a. als Berater der jeweiligen örtlichen Leiter der Organisationsabteilungen.

Nach den drei Jahren bei der Commerzbank ging John „back to school“, studierte Jura, und lebt jetzt in Idaho an der Westküste der Vereinigten Staaten. Dort ist er heute „Magistrate Judge for Adams County“, nachdem er zwanzig Jahre in verschiedenen Counties als Staatsanwalt tätig war.

Der Kontakt zu ihm ist nie abgebrochen, so trafen wir uns bei seiner Oma zum 70-jährigen Geburtstag in Aachen, und heute trifft er sich ab und zu mit meiner Tochter, die in New York lebt. Meine Frau und ich koordinieren unsere Besuche in NY mit seinen Besuchen bei seiner Mutter, die immer noch in New Jersey lebt.

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3 Antworten

  1. RENÉ H. BREMEN sagt:

    Lieber Franz Josef,
    es freut mich sehr, Dich im Kreise der “UNSER AACHEN”-Autoren begrüßen zu können und hoffe, noch so manche Story und Ammeröllchen in der Zukunft von Dir zu lesen. (..auch wenn es aus Frankfurt kommt!)
    Met lejjv Jröss, Helmut R. Bremen

    • Franz Joseph Braun sagt:

      Ja lieber René, Uschi und ihr Mann Peter haben mich dazu annimiert. Freue mich auch alte Bekannte auf dieser Webseite zu treffen. Mal sehen, was sich so alles ergibt, oder woran man sich erinnert (nicht alles ist spruchreif 🙂 ) Franz Jupp

  2. Henry Matzka sagt:

    Nicht alles ist spruchreif? Was ist mit Kommer damals? Änd der s…… s…… s……
    Thüllen hau gesaat, bzw. der Zentis. Was machen der Opel Diplomat und der Eimer Marmelade? Gruß Henry

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