Aachen Cathedral und 10 Downing Street
Es war am Tag vor der Verleihung des Ordens wider den Tierischen Ernst 2015, als sich die für Abrüstung zuständigen Direktoren der Außenministerien der G7-Staaten (die Gruppe der sieben bedeutendsten Industrienationen) in Aachen trafen.
Das Aachener Protokoll hatte das völlig Unerwartete möglich gemacht und den historischen Friedenssaal für die politischen Gespräche zur Verfügung gestellt. Es stellte sich aber erst dort heraus, dass man unter den Augen von Frederik Hendrik Baron van Wassenaer, einem der Gesandten Hollands zu den Verhandlungen zum Aachener Frieden von 1748 auch über den Stand der Anwendung des sog. Wassenaar-Abkommen für Exportkontrollen von konventionellen Waffen und doppelverwendungsfähigen Gütern und Technologien von 1995 sprach.
Das Büro des Oberbürgermeisters, der selbst auch kurz hineinschaute, was die Gäste äußerst bemerkenswert fanden, hatte im Rahmen der perfekten Vorbereitung des Treffens auch eine private Domführung arrangiert, und die Gäste waren sehr beeindruckt, nicht nur von der Kathedrale, sondern auch von den Ausführungen des kenntnisreichen Domführers.
Plötzlich schrillte vernehmlich das Mobiltelefon des britischen Vertreters, der sich, etwas hilflos darauf zeigend, hinter eine Säule zum Telefonieren zurückziehen wollte und entschuldigend meinte: „Sorry, this is 10 Downing Street“ (also der Amtssitz des britischen Premierministers). Der resolute Domführer aber entgegnete aber: „Sorry, Sir, but this is Aachen Cathedral. No use of mobile phones, please!“ und geleitete den zunächst etwas konsternierten Briten in die Vorhalle.
Es gab absolut keine diplomatischen Verstimmungen, im Gegenteil. Die Begebenheit war im Laufe des Tages immer wieder Gegenstand von netten Frotzeleien unter den G7-Entsandten.
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Geboren 1955 im Aachener Mariannen-Institut, aufgewachsen nahe Krugenofen, zwischen Kamper-Viertel und Burtscheid. Schulbesuch: Reumontstraße, Franzstraße, Rhein-Maas-Gymnasium. Studium der Geographie, Anglistik und Romanistik. Seit 1986 im deutschen Diplomatischen Dienst; Auslandsposten: Kairo, Jaunde, Bukarest, Nairobi, Lagos (Generalkonsul), Cotonou (Botschafter). Derzeit Sonderbeauftragter für den Sahel.
Fliegt, via Paris, auf dem Weg in die Sahel-Staaten Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad häufig leider nur über Aachen hinweg. Denkt dabei immer an den Dom und an sein Stammlokal “Labyrinth”, das schon das seines Großvaters mütterlicherseits Theodor Steinhart war; da hieß es noch “Beckers” in der Pontstraße.
Ist betrübt über die Entwicklungen im Pont- und Bergdrieschviertel, wo er sein Standbein hat.