Ein Burtscheider Mädchen möchte etwas erzählen
1945, ich war 12 Jahre alt. Der Hunger war groß, aber das Essen knapp. Unsere ganze Verwandtschaft wohnte in Eupen. Dort kannte man keinen Hunger. Von Zeit zu Zeit gab meine Mutter mir einen Brief mit in die Schule.
“Sehr geehrtes Fräulein Schmitz, können Sie die Elfriede noch mal 1-2 Wochen vom Unterricht befreien, sie muss sich in Eupen etwas erholen.”
Fräulein Schmitz war eine Seele. Sie frug dann den Rektor Vossen, der sich nach meinen Leistungen erkundigte, und willigte ein.
Ich ging dann schwarz, wie man das damals nannte, über die Grenze nach Eupen zu meiner Tante. Sie besaß eine Gaststätte. Sie sammelte für mich die langen Zigarettenkippen der Gäste.
Als ich nach den schönen Tagen in Eupen wieder zur Schule ging, hatte ich für Frl. Schmitz ein spitzes Tütchen Kaffeebohnen und der Rektor Vossen bekam eine Zigarrenkiste mit Kippen. Er konnte sein Pfeifchen damit stopfen.
Beide waren glücklich.
So etwas kann man sich heute nicht mehr vorstellen, dass das Lehrpersonal solch Entscheidungen trifft. Aber so war’s!
- Kriegskindheit in Burtscheid - 24.05.2015
- Ein Burtscheider Mädchen möchte etwas erzählen - 25.03.2015
Aufrufe: 243