Kindheit und Jugend auf dem Königshügel

Geboren 1943 im Burtscheider Krankenhaus. Nach der Rückkehr aus der Evakuierung sind wir in das Haus meiner Großeltern, Alte Maastrichter Straße 54, gezogen. Unsere Wohnung waren 2 Zimmer von 32 qm Wohnfläche für 4 Personen, 2 Erwachsenen und 2 Kindern. Ein Raum war die Küche und das andere Zimmer war das Elternschlafzimmer, in dem auch mein Kinderbett stand.

In dem Einfamilienhaus lebten 12 Personen, es gab aber 3 Toiletten und entsprechende Waschgelegenheiten, darunter ein Badezimmer, in dem der mit Holz zu beheizende Warmwasserkessel stand, für die damalige Zeit ein Luxus. Später lebten in dem Haus noch 3 Personen, eine Mieterin und meine Eltern.

Meine Erinnerungen setzen ungefähr mit dem 5. Lebensjahr ein, und der erste Eindruck war für mich sehr schmerzhaft

Auf dem Königshügel gab es kein Lebensmittelgeschäft, der nächste Laden war Windmüller am Lindenplatz. Also musste meine Mutter bis da laufen, alles in Taschen packen und wieder bergauf gehen, die schweren Taschen schleppen und daneben ein quengelndes Kind, das auf Grund einer Kniegelenkfehlstellung nicht so viel und so schnell laufen konnte. Im Hexenberg habe ich mich in die Rinne gelegt und bin nicht mehr weiter gegangen. Meine Mutter ging nach Hause und als ich nach einer halben Stunde noch immer nicht nach Hause kam, hat sie mich geholt. Passiert war mir nichts, der Tag war warm und damals gab es wenig Autos und der Hexenberg konnte nicht befahren werden. Nach dem Holen durch meine Mutter wusste ich, was Prügel waren, sie muss mich gut verprügelt haben. Es waren aber die einzigen Prügel in meinem Leben, ich glaube, auch meine Mutter hat sich nachher dafür geschämt.

Das mit dem Laufen hat sich später auch gelegt, aber Leistungssport und dabei Laufübungen haben mich nie interessiert. Später in der Schule war ich der, von dem es beim Fußball hieß: „Müssen wir den auch noch nehmen, nee.“ Ich habe gelernt, damit zu leben, auf Tivoli bin ich außer zum Schulsport auf dem damaligen Vorplatz noch nie gewesen, kein Bedarf.

Der Hexenberg, so hieß er im Volksmund, war damals ein Teil der Melatener Straße, später für uns ein beliebter Spielplatz. Am Anfang, Abzweigung Muffeter Weg, stand das Kreuz, die steil ansteigende Straße war eigentlich eine verwunschene Gasse, im unteren Bereich stand auf der einen Seite eine Gartenhecke aus Holunderbüschen, die andere Seite war ein steiler Hang, in dem große Schlehdornbüsche standen, zwischen denen man durchlaufen konnte. Der mittlere Teil war ein mit Wildkräutern und Gras bewachsener nach Süden gerichteter Hang, auf dem wir im Frühjahr Blumen für den Maialtar und im Sommer Gras für unsere Kaninchen sammelten. Diese Kaninchen waren keine Schmusetiere, sondern sie wurden zu Weihnachten geschlachtet.

Außerdem gab es ein großes Vorkommen an Weinbergschnecken, die aber damals keiner gegessen hätte. „Wat der Buer net kennt, da frisst he net“. Von unten kommend nach links in der Mitte des Berges war die Zufahrt zur Villa Dreizehn Linden und am oberen Teil waren zwei Siedlungshäuser und auf der rechten Seite zwischen der Alten Maastrichter Str. und Hexenberg der Garten von Gärtner mit den Bienenstöcken. Herr Gärtner wohnte am Höhenweg.

Die Wohnungen waren infolge der Zerstörungen durch die Bombenangriffe des 2. Weltkriegs sehr beengt und wenn wir spielen wollten, mussten wir draußen spielen.

Wiesen in den Vorgärten kamen erst später, im Anfang dienten die Gärten der Versorgung mit Lebensmitteln. Wir hatten den relativ großen Vorgarten zur Alten Maastrichter Str. und der wurde zum Anbau von Gemüse und Kartoffeln genutzt. Was dort geerntet wurde, war zusätzlich zu den Zuteilungen auf den Lebensmittelkarten.

Im Bereich der Abstandsfläche zum Nachbarhaus war unser Hühnerhof. Jeder hatte wenn möglich Hühner und Kaninchen, um eine Versorgung mit Eiern und auch ab und zu einen Braten zu haben. Den Garten hinter dem Haus nutzten meine Großeltern und ein Teil war die Bleiche mit Stangen zum Wäschetrocknen

Die Hühner wurden jeden Abend in einen Stall in der Waschküche getrieben, damit sie nicht gestohlen wurden. Alle Gemüse – und Gartenabfälle wurden an die Hühner verfüttert. Im Sommer gab es oft, als Beilage zu einer Suppe, aus Obst, Mehl und Eiern ein Omelett.

Spielen konnten wir, ohne Krach mit irgendwelchen Erwachsenen zu bekommen, nur auf der Straße, im Hexenberg oder weiter draußen in den Feldern. Auf dem Hügel waren im Bereich der Felder, das heißt Richtung Hörn, auch viele Schrebergärten. Zwischen der Hainbuchen Straße, der Mies van der Rohe Str., der heutigen Kopernikusstr., und dem damaligen Pontwall, heute Prof. Pirlet Str., waren Gartenkolonien und die Wege waren unbefestigte Feldwege zwischen den hohen Hecken der Schrebergärten. Im Bereich Muffet begannen an der heutigen Ringstraße die Felder, die sich bis Vaals und Seffent hinzogen, nur unterbrochen von einigen Gehöften und dem Westfriedhof. In den Feldern, angefangen am Ende des Königshügels, lagen die Bunker des Westwalls, an der Vaalser Straße gab es eine kurze Strecke der Höckerlinie. Am Ende des Wilkensberges lagen der kleine Ort Seffent und die Sieben Quellen, auf dem Weg dahin lag links das Gut Melaten. Oben an der Kante des Hanges lag eine ganze Reihe von Bunkern mit Sicht auf Vaals.

Als wir klein waren, waren diese Bereiche jedoch für uns viel zu weit weg, wir haben in den Hängen des Hexenberges Lägerchen gebaut und dabei verschiedene Stellen planiert, in einer Schräge konnte man nur schlecht spielen, man rutschte nur bergab. Oder wir spielten auf der Alten Maastrichter Straße oder am Platz, das war die Kreuzung Hexenberg, Maastrichter Straße und Höhenweg. Wir spielten Knicker, die Kullen wurden in den nicht befestigten Bürgersteigen mit dem Absatz eingedreht, wir malten auf den Straßen verschiedene Arten von Hüpfkästchen und sprangen, wenn genügend Kinder zusammen waren, und vielleicht auch noch Ältere dabei waren, Seilchen. Wenn ich alleine war, gab es eine für mich wunderschöne Beschäftigung. Man konnte in einem Sandhaufen mit einem alten Löffel ein möglichst lange Bahn bauen, mit Kurven und Überhöhungen, in denen man Knicker rollen lassen konnte. Die unterschiedlichen Laufzeiten verschiedener Knicker zu messen war nicht möglich, als Kind hatte man damals noch keine Uhr, die bekam man zur Kinderkommunion mit 10 Jahren und in der Woche wurde sie dann auch nicht getragen. Regelmäßig eine Uhr getragen habe ich erst mit 15 oder 16 Jahren.

Zur Kinderkommunion ging ich am Weißen Sonntag 1954, es gab eine Riesenfeier, alle Verwandte, meine Mutter hatte noch 8 Geschwister waren da. Als Geschenk gab es hauptsächlich Geld, davon wurde dann das Fest bezahlt. Nur von meiner Großmutter väterlicherseits, sie war meine Patin, bekam ich eine Uhr. Auch einige Bücher habe ich geschenkt bekommen.

Es gab ein Problem, in den Geburtsjahrgängen vor dem Krieg gab es relativ viele Kinder, in meinem Alter waren nur 3 Kinder in dem Bereich Königshügel, Maastrichter Straße. Karl Heinz, Ursula und ich. Die Älteren waren mit 14 Jahren schon im Beruf oder gingen auf weiterführende Schulen und hatten mit uns Kleinen wenige Berührungspunkte.

Eine Ausnahme waren im Winter die Schneetage, an denen sich alle im Hexenberg zum Rodeln trafen. Der Hexenberg hatte eine Teerdecke, dadurch konnte man auch bei relativ wenig Schnee fahren und durch die geringe Bebauung waren auch wenige Nachbarn da, die sich über den Lärm beschwerten. Die Straße war durch Gaslaternen beleuchtet, man konnte auch noch nach Einbruch der Dunkelheit Schlitten fahren. Um die Durchfahrt von Autos zu verhindern, waren unten am Kreuz, der Einmündung Muffeter Weg, drei Stücke von Eisenbahnschienen einbetoniert, die waren ein Gefahrenpunkt. Trotz allem hat es kaum Unfälle gegeben. Die Straßen wurden damals noch fast gar nicht gestreut und deshalb waren bei großen Gespannen auch Fahrten durch die untere Melatener Straße bis zur Turmstraße und sogar bis zur Tankstelle Junkerstraße möglich. Am Abend oder am Wochenende wenn die älteren Jugendlichen dabei waren wurden bis zu acht Schlitten zu einem Gespann zusammengebunden und auf jedem Schlitten saß ein Junge, der den davor befindlichen Schlitten festhielt und lenkte. Die Gespanne erreichten ziemliche Geschwindigkeiten und legten große Strecken zurück. Nachdem der Autoverkehr zugenommen hatte und Salz gestreut wurde, war der Hexenberg als Rodelstrecke nicht mehr zu gebrauchen und in höherem Alter haben wir noch mal versucht auf der Rodelbahn im Aachener Wald, oberhalb vom Eberburgweg, zu rodeln, war aber kein großer Erfolg. Auch Maiers Wiese zwischen Kopernikusstraße und Eschenallee wurde bei ausreichend Schnee zum Schlittenfahren benutzt, nur die Wiese war sehr steil und der Auslauf bis zum Zaun sehr kurz und sehr früh wurde auf dieser Wiese, als Ersatz für die Schrebergärten an der Eschenallee und der Hainbuchenstraße, eine Gartenkolonie angelegt.

Karl-Gallwe-Einschulug-April-1950

1950 wurde ich dann in der Volksschule Marienbongard eingeschult. Es gab zwei Eingangsklassen, eine Jungen und eine Mädchenklasse. Die Klasse hatte ca. 50 Schüler in den damals gebräuchlichen festen Holzbänken mit den schrägen Schreibplatten. Von dem Zeitpunkt an führte mich mein Schulweg jeden Tag über die Eisenbahnbrücke an der Turmstraße, und der Blick von dort auf die Türme und das sich verändernde Stadtbild mit den Erhebungen der Eifel im Hintergrund wurde für mich zum Bild von Aachen. Leider sind die Gebäude heute höher geworden und der Blick geht nicht mehr so ungehindert über das Tal.

Während der Jahre in der Volksschule wurde der Bau des Audimax begonnen und man konnte auf dem ehemaligen Talbotplatz die im Untergrund liegenden Fundamente des Templerbend Bahnhofes sehen, wenn sie beseitigt wurden. Damals wusste ich nicht, was es war, aber ich habe sie wahrgenommen und erinnere mich daran.

Um die gleiche Zeit wurde an der Alten Maastrichter Straße das Studentendorf und das Verbindungshaus von Schlegel und Eisen erbaut. An der Hainbuchen Straße errichtete das Corps Delta das Verbindungshaus. Die Häuser standen zum Trocknen lange im Rohbau und wurden zum Spielen benutzt. Im Haus des Corps Delta gab es zwei Kellergeschosse und im unteren fanden wir einmal Metallteile, es waren, glaube ich heute, Wechselklingen von Degen, damals war mir der Begriff schlagende Verbindung noch unbekannt. Man hatte ihn vielleicht gehört, konnte aber nichts damit anfangen.

Die alte Villa Lammertz wurde von der Hochschule gekauft, vorher war das Polizeipräsidium drin und im Park wurde ein Hochschulinstitut, E-Technik, erbaut. Dazu wurde der gesamte Park umgestaltet, nur die Kastanienallee, parallel zur Mauer an der Maastrichter Str., blieb bestehen, auch die Esskastanie und der Walnussbaum hinter der Villa wurden nicht entfernt. Auf dem Grundstück von Marx wurde der Botanische Garten eingerichtet und irgendwann wurde die Alte Maastrichter Straße ausgebaut. Die Hänge wurden durch Mauern abgestützt und im unteren Bereich , vor dem Chemischen Institut, fanden sich in dem Sand Unmengen von uralten Haifischzähnen, sie waren aber trotz allem weniger interessant als das Skelett, das am Platz gefunden wurde. Die Polizei wurde gerufen, stellte aber nach kurzer Untersuchung fest, dass sie nicht zuständig sei. Der Tote war aus dem Spanischen Erbfolge-Krieg, er hatte die Spitze eines Armbrustpfeils im Oberschenkelknochen sitzen.

Bei einem Streifzug durch den Park der Villa Lammertz fanden wir in einer gemauerten Höhle einen Deutschen Stahlhelm, was wir damit gemacht haben, weiß ich aber nicht mehr. Die MG Patronen, die wir fanden, haben wir aber in irgendwelchen Mauerritzen geknackt. Wir haben die Spitzen, das Geschoß, abgebrochen und das Pulver in Häufchen abgebrannt, es brannte relativ langsam. Vor der Höhle stand ein Baum, den wir nicht kannten, später habe ich erfahren, es war ein Ginko. Daneben hat man später die Hanghäuser unter dem Gästehaus der TH gebaut.

Wir haben mit dem Herbstlaub der Bäume Laubhäuser gebaut und im Winter, wenn genug Schnee lag, versucht Iglus zu bauen.

Als dann Hochschulangehörige auf dem Tennisplatz der Villa Lammertz wieder Tennis spielten, haben wir ab und zu als Balljungen ein paar Groschen verdient.

Ein wichtiger Zeitpunkt im Jahr war für uns St. Martin. Als wir klein waren, gingen wir mit den großen Kindern an den Häusern singen und betteln. Als wir dann älter wurden organisierten wir als die Großen das Betteln zu St. Martin. Es waren damals die drei

11- 12jährigen Kinder und 6- 8 kleinere Kinder, die zusammen die Maastrichter Straße, die obere Melatener Straße bis hinter den heutigen Ring und den Höhenweg abgingen und an den Häusern ihre Martinslieder sangen. Die Gaben wurden gesammelt und nachher verteilt, das möglichst gerecht. Die Äpfel wollten manchmal nicht alle Kinder, es waren oft auch sehr viele. Die gingen dann in einige Familien und wurden zu Apfelkompott verarbeitet.

Als ich im 3. oder 4. Schuljahr in der Volksschule Marienbongard war müssen wir auch Sport in der Turnhalle des Couven Gymnasiums gehabt haben, ich erinnere mich nur dunkel daran. Woran ich mich gut erinnere, sind die Badestunden. Einmal in der Woche gingen wir mit unserem Klassenlehrer in die Badeanstalt am Klosterbongard, da wo heute die Hochschulbibliothek steht. Wir Schüler gingen in eine Brausezelle, in der wir uns ausziehen und duschen konnten, der Lehrer hatte ein Wannenbad, ein Luxus für die damalige Zeit. Nicht viele Mietwohnungen hatten Badezimmer, in Einfamilienhäusern wurde zum Teil noch im Keller in der Zinkwanne gebadet.

An die Zeit mit 11 oder 12 Jahren erinnere ich mich noch gut. Ursel musste als jüngste der Familie auf Gut Muffet abends Milch holen und ich ging oft, weil ich nichts zu tun hatte, mit. Am 3. November wurden dann auf St. Jakob die Lichter zu St. Hubertus angezündet, und das war dann für uns ein Signal, uns mit unseren Vorbereitungen zu Martin zu beeilen. Wir sind in dieser Jahreszeit öfter in dichtem Nebel nach Muffet gelaufen. Dort wo heute der Ring ist war die Straße zu Ende, dahinter waren nur noch Feldwege.

Es hat Winter gegeben, besonders wenn es im Herbst viel geregnet hatte, da stand die Wiese hinter dem Westfriedhof unter Wasser, und wenn dann genügend Frost kam, hatte man eine große Fläche auf der man Eislaufen konnte. Es war ungefährlich, die Wassertiefe war nur30 -40 cm. Eislaufen war etwas für sportliche – und Kinder wohlhabender Leute, die Geld hatten, um ihren Kindern Schlittschuhe zu kaufen. Ich war nicht so sportlich und meine Eltern hatten auch kein Interesse daran.

Im Hexenberg und auf den Feldern zwischen Königshügel und Hörn sammelte ich auch das Futter für unsere Karnickel, wir hatten immer zwei als Weihnachtensbraten und für die Pflege der Tiere war ich zuständig.

Vieles im Verhalten zu den Freunden auf dem Königshügel änderte sich, als ich 1955 auf die Realschule Rochusstraße kam. Die beiden Nachbarskinder waren schon in die Volksschule auf der Hörn gegangen und nicht wie ich nach Marienbongard. Sie gingen dann auch weiter auf die Volksschule und dadurch änderten sich auch sehr stark die Interessen. Auf der Realschule hatte man Mitschüler aus der ganzen Stadt und auch aus dem damaligen Kreis Aachen. Außerdem hatte man jeden Tag 6 Stunden Unterricht und wesentlich mehr für die Schule zu tun. Außerdem war die Schulbesuchszeit auf der Volksschule nach dem 8. Schuljahr beendet und sie gingen mit 14 Jahren in eine Ausbildung. In der Realschule hatte ich dann Kontakt mit einem Mitschüler von der Hörn. Er wohnte weiter hinter Finkenweiden, mitten in den Feldern die schon zu Laurensberg gehörten und Landwirtschaftliches Schutzgebiet waren. Wenn ich zu ihm spielen ging, zogen wir fast immer in Richtung Seffent und an den Wildbach. Durch ihn kam ich auch in eine KJG Gruppe auf der Hörn, nach deren Versuch, mir Hordenkeile zu verpassen, war diese Aktion beendet.

Im Sommer 1958 fragte mich Hubert Klöcker, er war Pfadfinderführer der Pfadfinderschaft St. Georg in Heilig Kreuz, ob ich nicht mit nach Schevenhütte ins Zeltlager der Pfadfinder fahren wollte. Der Pfadfinderstamm in Heilig Kreuz wollte eine Gruppe auf der Hörn gründen und suchte neue Mitglieder. Meine Eltern sagten zu, und ich fuhr also mit Hubert auf meinem alten Fahrrad nach Schevenhütte an die Rote Wehe ins Zeltlager. Diese Art von Leben in und mit der Natur, eine gewisse Ungebundenheit und auch Einfachheit haben mir damals zugesagt, und ich bin in die Pfadfinderschaft eingetreten. Wir haben mit der Gruppe viele interessante Fahrten gemacht, in den Schwarzwald, in den Bayrischen Wald, in die Nähe des Chiemsees und nach Oberschwaben. Ich habe dadurch einen großen Teil von Deutschland kennengelernt. Ebenso haben wir die Nordeifel durchwandert und uns in Gruppenabenden mit handwerklichen Tätigkeiten beschäftigt. 1959 bin ich mit Hubert nach Woffelsbach getrampt, dann durch den abgelassenen Rursee am alten Bachufer entlang bis ins Schilsbachtal.Von dort über Simonskall nach Raffelsbrand und am Haselbachgraben entlang zur Dreilägerbachtalsperre Von da zur Himmelsleiter und per Anhalter nach Aachen.

In der Realschule machten wir auch Klassenfahrten in ein „weit entferntes“ Ziel, Haus Loh in Stolberg, oberhalb von Kerpenkabel. Wir trafen uns mit dem Gepäck für 5 Tage am Kaiserplatz und fuhren mit der Straßenbahn bis zur Haltestelle Haus Loh. Hier wurde gewandert, und wir haben auch im Nachtigällchen unser erstes Bier getrunken. Besaufen konnten wir uns nicht, weil uns das Geld fehlte.

Ich habe ab 13 oder 14 Jahren regelmäßig den Garten meiner Tante gepflegt, um Geld zu verdienen, zusätzlich gingen wir auf Gut Schurzelt arbeiten, Rüben einzeln oder andere Feldarbeiten für eine Mark die Stunde. Regelmäßiges Taschengeld von den Eltern gab es nicht.

Als dann 1961 die Schule zu Ende gehen sollte erfolgte der obligatorische Besuch der Tanzschule Heyden, man lernte die ersten Tanzschritte und dass man Blumen vor dem Überreichen auspacken muss. Dazu stellte man fest, dass es zweierlei Menschen gab und man hatte den ersten Schwarm Als absolutes Muss als Mitglied der Katholischen Jugend galt Freitag vor Karneval der Besuch des KJ-Balls im Kurhaus, und man feierte mit den Freunden Karneval, aber das hatte nichts mehr mit dem immer stiller werdenden Königshügel zu tun. Es wurden immer weniger Kinder, die Bewohner wurden immer älter und die beiden gleichaltrigen Jugendlichen waren berufstätig und hatten ganz andere Interessen. Ab 1960 oder 61 orientierten wir uns dann viel stärker zur Hörn, später ins Philip Neri Haus auf der Ahornstraße. Auch für mich selbst änderte sich sehr viel, als ich dann nach der Vollendung des 10. Schuljahres eine Maurerlehre antrat. Die Jugendgruppen trafen sich jetzt dort im Jugendheim und man lebte jetzt viel mehr im Bereich Hörn, mein Vater schimpfte immer wenn ich sagte, ich wohne auf der Hörn. Gefeiert wurde in der PH an der Ahornstraße und organisiert wurden diese Feste von der Pfarre St. Sebastian oder im Jugendheim. Gut waren die Tanzabende, die dort veranstaltet wurden, an die Band kann ich mich nicht erinnern, aber wohl an Paul Loven und seine Drummer-Solos. Bis 1966 habe ich im Jugendheim Ahornstraße mitgearbeitet.


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