Erinnerungen der Tochter des Bühnenbildners Matthias Stevens
Der Wiederaufbau des Aachener Theaters und das damit verbundene Theaterleben in der noch teilweise zerstörten Stadt fallen mitten in meine frühen Kindheitserinnerungen.
Unser Familienleben richtete sich mehr oder weniger nach Spielplänen und Theaterproben. – In den Malerwerkstätten befanden sich meine Traumwelt und eine Art “Abenteuerspielplatz”. Mein Vater war dort nach Kriegsende zunächst als Theatermaler, dann als Bühnenbildner-Assistent und danach über 40 Jahre als Bühnenbildner tätig. Die Werkstätten des Theaters lagen in den 50-er Jahren nahe dem Großen Haus in der Prinzenhofstrasse.
Der Geruch von frischer Farbe, riesige Leinwände, Kulissenteile und Bühnenbild-Modelle sind mir in lebhafter Erinnerung geblieben. Eine Eisen-Wendeltreppe verband vom Erdgeschoss die Schreinerei mit der Kantine auf der mittleren Etage – bewirtschaftet von “Mutti Specht”, der treuen Seele aller stets hungrigen Theaterleute. Im oberen Gewölbe befand sich der Malersaal. In diesem Gebäude spielte sich ein Großteil des Theaterlebens ab. Dort wurde geprobt, gesungen, gelacht und diskutiert, um all jenes vorzubereiten, was in den Premieren des Großen Hauses zu sehen war.
Ich hatte das Vergnügen, in einigen Weihnachtsmärchen der Nachkriegsjahre mitwirken zu dürfen. Es gab damals noch nette Ballett-Szenen für Kinder.
Kleine Rollen – kleine Gagen, aber ich war stolz, ein Mitglied des Ensembles zu sein. Es zählte z.B. ein später berühmter Schauspieler namens Hannes Felmy zu meinen “Kollegen”. Damals allerdings mußte er in “Schneewittchen” noch die Rolle des sprechenden Spiegleins übernehmen.
Die Gagen wurden in der Pförtnerloge in Tüten verteilt und meine Eltern kauften mir davon einmal ein Paar neue Schuhe. Aber man war glücklich, daß es wieder aufwärts ging!. Der kollegiale Zusammenhalt aller am Theater Beschäftigten ist mir noch heute im Gedächtnis. Das Theater von damals war die ganz eigene Welt einer großen Familie, die an einem Tisch Platz nahm, wenn Mutti Specht ihre “Kinder” zum Essen rief. Sie repräsentierten m.E. dort eine Gemeinschaft, wie sie vielleicht nur in den Nachkriegsjahren zu finden war.
[Der Beitrag steht ursprünglich in dem Februar 2012 erschienenen Buch “Theater in Ruinen” – ISBN 978-3810701268 – über die Anfänge des Aachener Theaters in den Jahren 1945-1952.]
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Steffi Diefenthal, Jahrgang 1948 und – wie die meisten dieser Generation – im “Mariannen-Institut” mitten im Herzen unserer Stadt Aachen geboren, ist ein echtes Öcher Mädchen. Sämtliche erforschten Vorfahren mütterlicher- wie väterlicherseits stammten aus dem Aachener bzw. Voreifeler Raum. Eigentlich hat sie nie großes Fernweh verspürt, Aachen zu verlassen, und ist nach einem 2-jährigen Aufenthalt in Köln aus beruflich/privaten Gründen reumütig in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, wo nach Nestbau und Heirat dann zwei Kinder zur Welt kamen, die inzwischen für eine vierköpfige Enkelschar sorgten.
Ihre Liebe zum Theater, zu Kunst und Musik wurde im Elternhaus schon frühzeitig geprägt. Ebenso wie das Interesse an allem, was mit Aachen und seiner Mundart zusammenhängt, wie z.B. die “Puppenbühne” oder der “Aachener Kinderkarneval”. Hier war sie viele Jahre ehrenamtlich im Arbeitsausschuss als Pressesprecherin tätig.
Weitere Hobbys sind: Wandern, sportliche Bewegung wie Tennis und Gymnastik sowie Lesen und die Liebe zu Tieren und der Natur.