Gut Entenpfuhl – ein beliebtes Ausflugsziel im „Öcher Bösch“

Als ich ein Kind war, war es noch nicht üblich jeden Sommer in Urlaub zu fahren. Ich blieb wie die meisten meiner Klassenkameraden zu Hause. Wir spielten draußen auf der Straße mit den Nachbarskindern, nahmen an den Ferienspielen von der Pfarre teil und am Wochenende, wenn der Vater Zeit hatte machten wir einen Ausflug mit der Familie in den „Öcher Bösch“. Eines unserer Lieblingsziele war der Beverbach. Doch verbrachten wir viele heiße Sommertage, bauten Staudämme, spielten im Wald Verstecken, picknickten oder spielten Mau-Mau. Ging unser Ausflug jedoch zum „Entenpfuhl“ war das immer ein besonderes Erlebnis.

Heute erreicht man das wunderschön gelegene Ausflugslokal im Aachener Wald mit dem Auto in wenigen Minuten. Man verlässt die Stadt über die Lütticher Straße in Richtung Belgien, biegt nach ca. 2 km links ab in den Wald und schon ist man da.  In meiner Kindheit hatten wir kein Auto, wir liefen zu Fuß! Wir starteten in Burtscheid in der Bendstraße. Die Kleinen wurden im Kinderwagen geschoben. Und als wir älter waren fuhren wir mit den Fahrrädern dorthin. Nach dem  Abzweig Lütticher Str. verläuft übrigens ein schöner Fußweg abwärts durch einen Buchenwald parallel zur Autostraße.

Gut Entenpfuhl ist ein ehemaliger Gutshof aus der Biedermeierzeit, in dem sich seit 1898 ein Waldrestaurant befindet, das schon seit 3 Generationen im Familienbesitz ist. Dieses herrliche Anwesen liegt mitten im Wald, es ist eine Oase der Ruhe und Entspannung. Im Sommer kann man unter alten Bäumen auf der schönen Gartenterrasse sitzen. Man sieht auch oft Reiter, die hier bei einem Bier oder Kaffee einen Zwischenstopp einlegen.
Im Winter sitzt man gemütlich drinnen in der Stube.

Seinen Namen erhielt das Gut durch den nahe gelegenen Pfuhl, in dem sich die Enten tummeln. Auf der Wiese neben dem Gutshaus findet man auch heute noch, wie auch bereits vor über 50 Jahren Esel, die Kinderherzen höher schlagen lassen. Was haben wir uns gefreut, wenn wir für 1 Mark ein paar Runden auf einem Esel reiten durften!

Im Sommer lädt der Minigolfplatz zu einem kleinen Turnier ein und auf die Kinder wartet neben einem Spielplatz ein kleines Karussell  und Mini-Autoscooter. Auf der Wiese neben dem Minigolfplatz grasen gemütlich ein paar Schafe.

Manchmal wanderten wir auch mit Oma und Opa zum „Entenpfuhl“. Herrlich war es dann auf der Gartenterrasse zu sitzen und Limonade zu trinken, die Erwachsenen bestellten sich eine Kanne Kaffee.

Ausflug mit Oma und Opa (um 1960)

 

Wir mussten anschließend noch den ganzen Weg zurücklaufen, deshalb haben wir die vielen Wanderwege, die hier losgehen nicht genutzt. Heute fahren wir mit dem Auto bis auf den Parkplatz neben der Gaststätte und spazieren mal ins Hühnertal, mal zu den Hügelgräbern oder zu den „Krötenweihern“.

Auch mit unseren Kindern sind wir oft zum „Entenpfuhl“ gefahren. Sie haben die Esel gestreichelt, sind Karussell und Autoscooter gefahren und als sie älter waren haben wir eine Runde Minigolf gespielt. Heute sind die Kinder groß, aber uns zieht es immer noch zum „Entenpfuhl“. Mein Mann und ich saßen vor einiger Zeit dort beim Mittagessen und ich beobachtete am Nachbartisch ein älteres Ehepaar mit Enkelkind. Das Kind kämpfte mit der Gabel und seinen „Fritten“. Da meinte die Oma in herrlichem Hochdeutsch mit „Knubbelen“:“ Kind, lass die Gabel liegen. Fritten sind für um mit d` Finger zu essen!“

Mit meinen beiden Schwestern hatte ich mich sonntagmorgens zum Frühstücken auf „Gut Entenpfuhl“ verabredet. Anschließend wollten wir noch etwas spazieren gehen und danach zusammen Minigolf spielen.  Wir drei, alle zwischen 50 und 60 Jahre alt, holten uns Schläger und Bälle und zogen auf den Platz. Außer uns war da u.a. noch eine niederländische Gruppe  mit Kindern.  Die waren, glaube ich, ziemlich genervt von uns, weil sie immer wieder warten mussten, dass die Bahn frei wurde. „Kijk eens die drie Omas!“, sagte plötzlich eines der Kinder. Ich reagierte nicht und spielte seelenruhig weiter. „Die meinen uns!“, sagte meine Schwester und da muss ich wohl erst etwas irritiert geguckt haben und musste dann laut loslachen.

Ca. 1970 am Gut Entenpfuhl

 

Und so sahen wir vor über 45 Jahren aus. Die  beiden linksstehenden sind zwei von den „drie Omas“ nämlich meine kleine Schwester und ich. Man beachte unser herrlich farbenfrohes „Outfit“. „Neä wat wore vür schönn!“

Und jetzt ein paar“ Öcher Sprechwöet övver die Diere die man heij an d`r Entenpfuhl  sitt“:

Ente
„Döm jeht de Mull wie en Ent de Fott“  (Der redet wie ein Wasserfall)

Eäsel
„Wo Eäsele an et Ruder sönd, et Onjlöck bau jetrocke könt“.
„ Me liehrt noch iehder der Eäsel et Sanctus senge, äls der Mensch va sing Jewännde avbrenge“.
„Heä beduurt dat wie ene Eäsel, deä ene Sack verloere hat“. (Es ist ihm völlig egal)

Schoef
„Der enge scheärt de Schoef, der angere de Ferkens“.
„Jedöldije Schoef jöhnt völ en ene Stall, onjedöldije ävvel noch mieh“.

 


 

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2 Antworten

  1. Richard Braun sagt:

    Liebe Hanne,
    wieder einmal hast du mich als Leser anschaulich und emotional in eine der guten Stuben Aachens geführt. Vorbildlich, wie du als “Öcherin” “Highlights” deiner Heimatstadt lebendig vorstellst.
    Weiter so und viel Schreibfreude!
    Richard

  2. E.Collé sagt:

    Danke für wunderschöne Beschreibungen und Bilder aus der alten Heimat.Leider ist die Tradition der meisten “Gartenrestaurants” mittlerweile längst Geschichte.Wie gerne bin ich mit meinen Eltern als Kind nach “Grevenstein” gegangen,da gab es einen kleinen Spielplatz.Oder “Goldhausen” mit Ponyreiten,später gab es bei “Buschhausen” in einem Nebengebäude eine Autorennbahn.
    Oder “Schöne Aussicht”,mit einem tollen Ausblick über Aachen und auf die im Winter zum Rodeln so beliebte Sternwiese.Schön war es auch stets im “Bergcafé2,da gab es eine Zeit lang sogar eine Ministadt draussen im Garten.Es gab noch viele dieser Ausflugsrestaurants,und überall war stets gut zu tun.Ich frag mich,wo gehen die Leute heute hin ? 😉

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