Die flotten Bienen von der TH
Das ist das Reich der zahlreich hier angesiedelten Bienenvölker, die im Namen des Fortschritts lernen, wie man zum Beispiel Sprengstoff oder Drogen aufspürt. Weil Tiere solch segensreiche Tätigkeiten nicht freiwillig ausführen, muss man sie allerdings überlisten. Die Methode selbst ist bekannt und funktioniert auch beim Homo sapiens bestens: das Belohnungsprinzip. Verhält die Biene sich „richtig“, bekommt sie Süßigkeiten, und am Ende hat sie das so weit verinnerlicht, dass sie sich wie der berühmte Pawlowsche Hund auch ohne Süßigkeiten „richtig“ verhält.
Konkret läuft das so: In einem Behälter ist zum Beispiel Sprengstoff, für den man in diesem Fall ein paar China-Böller geschlachtet hat, im Kontrollgefäß befindet sich -ähnlich aussehende- Aktivkohle. Damit wird ausgeschlossen, dass die Biene sich einfach das äußere Bild merkt und so ihrerseits den Beobachter austrickst. Geht sie in den Behälter mit dem Schwarzpulver, bekommt sie Zuckerwasser, geht sie in den anderen, bekommt sie nichts.
Da Bienen einen äußerst hoch entwickelten Geruchssinn haben, lernen sie sehr schnell, wie der Sprengstoff riecht und vergessen das auch nicht. Der Experte sieht ihnen den Fund auch gleich an, weil sie in antrainierter Erwartung der Süßigkeiten schon mal ihren Rüssel ausfahren.
Aber nicht nur das: Da Bienen Sozialwesen sind, gründen sie nicht sofort nach ihrer öffentlich finanzierten Entdeckung eine Privatfirma, sondern teilen den anderen die genaue Lage ihres Fundes mit. Diese Lagebeschreibung, die sie im sogenannten Schwänzeltanz ausdrücken, kann der Experte entschlüsselt, und so können Bienen ihn sogar zu weit entfernten Fundstellen führen.
Nicht nur beim Zoll und bei der Sprengstoffsuche wird diese Fähigkeit eingesetzt: auch der Grad der atomaren Verseuchung lässt sich in Tschernobyl und anderswo durch die Analyse des Honigs feststellen, genauso wie die allgemeine Luftverschmutzung – denn alles findet sich im Honig und damit letztlich auf unserem Teller wieder.
Wer diese Versuche lange genug betreut, kennt irgendwann sogar sogar Pappenheimer beim Namen oder zumindest mit Nummer, denn zahlreichen Bienen wurden winzige Nummernschilder auf den Rücken geklebt, um ihre Bewegungen besser verfolgen zu können. Besucher können auch die Aktivitäten eines ganzen Bienenvolks aus sicherer Entfernung hinter Glas verfolgen. Die größte Enttäuschung ist dabei übrigens die Königin, denn sie ist eigentlich die Unscheinbarste von allen.
Man kann die Bienen auch auf Farben trainieren, wobei dem Alemannia-Fan sofort eine zündende Idee kommt: die klugen Tierchen auf die Vereinsfarben des jeweils nächsten Alemannia-Gegners einzustellen, so wie der Trainer seine Spieler. Sogar ein bestimmtes Vereinslogo könnten sie erkennen. Damit ließe sich nicht nur das Hooligan-Problem auf ebenso elegante wie wirkungsvolle Weise lösen, sondern auch sportlich könnten sich ganz neue Perspektiven ergeben – dank einer Institution an der Melatener Straße, von der man das zuallerletzt erwartet hätte.
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Dr. Heinrich Schauerte, geboren 1946 in Aachen. Volksschule Hanbrucher Straße unter Lehrer Jers (der mit dem Holzbein und dem flinken Lineal). Abitur am KKG unter dem legendären Lehrer Emunds (der mit der Pimmelakei). „Wehrersatzdienst“ in Kölner Klapsmühle unter Oberschwester „Feldwebel“ Gertrud. Studium der Germanistik, Psychologie, Philosophie in Aachen. Promotion unter Prof. Schneider-„Schwerte“ (der mit dem Hakenkreuz).
Werbetexter, Pressesprecher, Journalist. Dichtungen aller Art.