Wenn der Lochstreifen reißt
Seit 1997 gibt es in Aachen ein ganz spezielles Technikmuseum, das Fernmeldemuseum, das sich mit der Geschichte der Kommunikationstechnik beschäftigt – und das selbst viele Aachener gar nicht kennen. Das Motto: „Technik von gestern und vorgestern zum Anfassen und Einschalten“. Manch einem wird auf den 360 Quadratmetern vielleicht ein „das kenn ich auch noch“ entwischen, denn das ein oder andere Exponat stammt aus noch gar nicht so lang vergangenen Zeiten. Viele nachrichtentechnische Systeme, aber auch andere Ausstellungsstücke sind bei der Deutschen Bundespost verwendet worden. Richtig stolz ist das Museum aber auf die Fernmeldetechnik aus DDR-Zeiten, die im Jahre 1990 in die Sammlung aufgenommen wurde. Im Westen waren diese Geräte schon fast in Vergessenheit geraten, sodass die Wendezeit, die den Abbau der Technik nach sich zog, auch für das Museum ein schöner Glücksumstand wurde.
Was der Verein, der mit viel „altem“ Know-how und ehrenamtlichem Engagement das Museum betreibt, auf die Beine gestellt hat, ist einfach großartig. Alle Systeme sind im Original aufgebaut und voll funktionstüchtig!
Es macht einen Riesenspaß durch die Ausstellung zu schlendern, denn hier lebt die Technik aus vergangenen Jahrzehnten weiter. Ob man nun grundsätzlich technikaffin oder historisch interessiert ist, ob man seinen Kindern zeigen will, wie Telefone „früher“ so ausgesehen und funktioniert haben, oder ob man sich selbst gerne mal voller Nostalgie erinnert – egal. Wenn einem all die Dramen rund um gerissene Fernschreiber-Lochstreifen wieder vor Augen sind oder man das schwarze Münztelefon mit Wählscheibe entdeckt, wo man ein Hebelchen zur Seite schieben musste, damit der Groschen fiel – fällt man schmunzelnd in eine andere Zeit. Das Fernmeldemuseum ist also ein ganz besonderer Programmpunkt für einen Aachen-Besuch! Die Besichtigung findet sogar immer im Rahmen einer Führung statt, und der Eintritt ist frei. Termine können einfach vereinbart werden.
Dieser Text erschien zuerst im Buch “Glücksorte in Aachen” von Uschi Ronnenberg,
erschienen im September 2019; mit freundlicher Genehmigung des Droste-Verlages
dürfen wir ihn hier abdrucken. (Foto im Buch: Uschi Ronnenberg)
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Uschi Ronnenberg, geboren 1959, lebt in Aachen seit Beginn ihrer Volksschulzeit. Sie ist freiberufliche Grafik-Designerin mit einigen Zusatz-Skills, liebt die deutsche Sprache und ist vergnügte Patin des Wortes “Weiberkram”. Sie ist seit 2000 verheiratet mit Peter Hoch und 2004 vom Holzgraben in die Soers umgezogen.
2007 rief sie unser-aachen.eu ins Leben und ist seitdem auf Non-Profit-Basis und unter Ausnutzung aller sich bietenden Möglichkeiten beharrlich damit beschäftigt, Mitautoren sowie Aufmerksamkeit für die schönen Ameröllche zu gewinnen.
2019 erschien ihr Buch “Glücksorte in Aachen” im Droste-Verlag, 2023 in zweiter Auflage.