Schmuggel gut!
Ein Besuch im Zollmuseum Friedrichs
Grundlage eines jeden kleineren Spezialmuseums ist im Prinzip die Sammelleidenschaft eines Einzelnen. So verhält es sich auch beim Zollmuseum Friedrichs, das 1987 von Christian Friedrichs, dem damaligen Vorsteher des Hauptzollamtes Aachen-Nord, im Auftrag der Stadt gegründet wurde und dessen private Sammlung den Grundstein des Bestandes bildete.
So kann man auch heute bei kompetent-leidenschaftlicher Führung der hier wirkenden Ehrenamtler eine hochinteressante Reise durch die Geschichte des Zollwesens antreten. Rund 3000 Exponate werden im Museum gezeigt, darunter auch Schwarzbrennerei-Equipment, verbotene Souvenirs aus fernen Ländern und funkelnde Plagiate von Luxusuhren – denn auch die Geschichte des Schmuggels gehört zu einer Grenzstadt wie Aachen einfach dazu.
Wurde nach dem Krieg geschmuggelt, um zu beiden Seiten der Grenzen Verwandte mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen, so professionalisierte sich die planvolle Umgehung des Zolls seit den 1950er-Jahren, und es ging nicht mehr hauptsächlich um Linderung von realen Notlagen, sondern um wirtschaftlichen Profit. Die Schmuggler rüsteten auf und der Zoll selbstverständlich nach – daran hat sich bis heute nicht viel geändert.
Anhand einer beeindruckenden Menge von Dokumenten und Exponaten dokumentiert das Zollmuseum ebenso akribisch wie anschaulich in 22 Räumen sieben große Themenbereiche: Historische Aspekte von Maut und Zoll, Grenzziehung und Grenzsteine, der deutsche Zollverein von 1834, die Arbeit des Zolls, der Schmuggel nach 1945, die innerdeutsche Grenze, neue Aufgaben des Zolls. Dabei ist kein Stückchen Wand ungenutzt und kein Raum zu leer, man könnte sich tagelang in den Dokumenten festlesen und mit Faszination in den Vitrinen umgucken – da ist Geschichte ganz nah, man kann dem Zeitgeist nachspüren, Notwendigkeiten verstehen oder einfach auch über manch skurrile Anekdote staunen.
Wer schon immer wissen wollte, wie aus Sicht des Zolls das Leben an den Aachener Grenzen war und ist, der wird es hier gewiss erfahren!
Dieser Text erschien zuerst im Buch “Glücksorte in Aachen” von Uschi Ronnenberg,
erschienen im September 2019; mit freundlicher Genehmigung des Droste-Verlages
dürfen wir ihn hier abdrucken. (Foto im Buch: fotografie-manthei.de)
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Uschi Ronnenberg, geboren 1959, lebt in Aachen seit Beginn ihrer Volksschulzeit. Sie ist freiberufliche Grafik-Designerin mit einigen Zusatz-Skills, liebt die deutsche Sprache und ist vergnügte Patin des Wortes “Weiberkram”. Sie ist seit 2000 verheiratet mit Peter Hoch und 2004 vom Holzgraben in die Soers umgezogen.
2007 rief sie unser-aachen.eu ins Leben und ist seitdem auf Non-Profit-Basis und unter Ausnutzung aller sich bietenden Möglichkeiten beharrlich damit beschäftigt, Mitautoren sowie Aufmerksamkeit für die schönen Ameröllche zu gewinnen.
2019 erschien ihr Buch “Glücksorte in Aachen” im Droste-Verlag, 2023 in zweiter Auflage.