Am Schluss der Führung die Überraschung
Seit vielen Jahren bin ich als “Christoffel” im historischen Gewand in den pittoresken Gassen der alten Reichsstadt unterwegs. Der Christoffel war der Vorsteher in den Grafschaften, den mittelalterlichen Stadtbezirken, und hat für Recht und Ordnung gesorgt. War die Stadt knapp bei Kasse oder auch er selbst, hat er Horn, Hellebarde und Laterne aus der Waffenkammer geholt und war auch der Nachtwächter – im Aachener Volksmund Lüthemann genannt.
Im September 2015 zog ich mit etwa 30 Personen durch die Stadt, es war ein lauer Sommerabend an einem Samstag. Hömmele Mensche saßen am Markt und genossen das unvergleichliche Ambiente der Altstadt. Zum Schluss der Tour gibt es Christoffels Schlummertrunk, wir standen in gemütlicher Runde vor dem Rathaus, plauderten miteinander. Mittendrin plötzlich ein Mann, puddelrüh (splitternackt) “gekleidet”, im Genitalbereich einen Pearcingring aufgesetzt, und hält genau dorthin eine Taschenlampe – eingeschaltet.
Der von diesem Anblick nicht sonderlich begeisterten Gruppe sagte er: “Ich bin ein Mitarbeiter von Herrn Mäurer und komme als Überraschungsgast zum Schluss dazu…” Ein mir völlig unbekannter Mann! Vorher nie gesehen, kennt meinen Namen… Ich forderte ihn auf, sofort zu gehen – mit wenig Erfolg. Frauen wie Männer waren ebenso wenig begeistert wie ich selbst und forderten lautstark sein Gehen.
Zwischenzeitlich war ein Streifenwagen am Marktplatz eingetroffen, die Polizeibeamten handelten rasch, verlangten Auskunft. Und die gab der Überraschungsgast prompt: “Ich bin ein Mitarbeiter von Herrn Mäurer und komme zum Schluss der Führung als Überraschung dazu…” Ein Polizeibeamter kam schmunzelnd auf mich zu und meinte, wir müssten reden. Ich antwortete: ” Wir müssen nicht reden, der muss weg!”
Die Angelegenheit war schnell erledigt. Der Mann bekam einen Platzverweis – und wir haben unser Lachen wieder gefunden.
Ich habe diesen Mann vorher und auch nach seinem Auftritt nie wieder gesehen. Meine “Spezis” schwören mir bis zum heutigen Tag, dass sie damit nichts zu tun haben – allein mir fehlt der Glaube. Eines Tages aber verplappert sich einer, wetten dass…
Da, wo Aachen am schönsten ist, tobt das pralle Leben! Adieda!
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Während meines verwaltungsjuristischen Studiums habe ich mein Interesse und Begeisterung für die Geschichte (wieder)entdeckt, mein Schwerpunkt liegt in der Zeit des sog. “düsteren” Mittelalters. Diese Zeit war aber alles andere als düster: neue Welten wurden entdeckt, neue Herrschaftssysteme etabliert und es war eine innovative Zeit – die Zeit der Entdeckungen.
Seit einigen Jahren arbeite ich als freiberuflicher Gästeführer in meiner (Wahl-)Heimatstadt Aachen und berichte Besuchern von ihrer facettenreichen Geschichte. Dies tue ich mit Kompetenz, Begeisterung und Leidenschaft seit vielen Jahren und in Führungen mit 15 verschiedenen Themen.