Zwei Öcher in New York – Teil II

Das zweite Ameröllchen mit obigem Untertitel fängt eigentlich da an, wo das erste aufgehört hat. John Meienhofer, gebürtiger Öcher, aber seit seinem ersten Lebensjahr in der Tristate-Area New York wohnend, hatte natürlich weiterhin Kontakt zu seinem Onkel Peter Bredol, dem damaligen Revisor der Kreissparkasse und Bekannten des Mitautors dieses Artikels, Peter Hoch.

Es ergab sich, dass meine Frau Jutta im Dezember 1988 dringend nach Deutschland musste. Als ich Peter darüber informierte, verabredeten wir, dass Peter die Woche, in der meine Frau in Aachen war, bei mir in White Plains im Westchester County 50 km nördlich von Manhattan verbringen sollte. John Meienhofer, den Peter seit John’s Besuch bei seiner Oma in Aachen kannte, holte ihn im dicken Amischlitten am Flughafen JFK ab. Und wir verbrachten den ersten Abend geselliger Runde. Fünf Öcher in White Plains, denn man muss wissen, dass meine beiden Kinder ebenfalls gebürtige Aachener sind.

Die Woche verbrachten wir mit mehreren Besuchen in Manhattan, was fälschlicherweise von vielen Besuchern als New York angesehen wird, obwohl New York City eine Stadt mit 5 Boroughs (Stadtbezirken) ist, von denen allein Brooklyn mit 2,5 Mio Einwohnern die viertgrößte Stadt Amerikas wäre. Das dicht bevölkerte Herzstück von New York City bildet aber Manhattan.

„Thorsten, Tina, Zottel“ hieß es dann immer, wenn wir uns mit dem Auto auf den Weg machten.

Die Besuche der vielen Sehenswürdigkeiten und einzelnen Bezirke mussten natürlich an verschiedenen Tagen durchgeführt werden. Peter war sehr interessiert, zunächst mal die historische Südspitze von Manhattan mit der Wallstreet, dem Battery Park und dem World Trade Center zu sehen. Es war selbstverständlich, dass wir die Aussichtsplattform auf der 106. Etage des World Trade Centers besuchten. Wieder unten angekommen, wollte Peter unbedingt mit der Fähre auf Ellis Island, dem Ort, an dem alle Einwanderer registriert wurden, und natürlich zur Statue of Liberty. Die Tickets waren schon gekauft, aber da machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Wegen zu hohen Seegangs fiel der Trip zur Freiheitsstatue buchstäblich ins Wasser. So blieb nur ein Blick vom Battery Park auf die Statue.

Ein weiterer Besuch galt Little Italy. Zunächst ging es durch Chinatown, bevor wir zur Mulberry Street kamen. Wir aßen im Caffé Palermo, unserem Lieblingsitaliener. Die Kinder bestellten ihre obligatorischen Spaghetti und verlangten, wie zuhause, Ketchup. Der Kellner ist beinah ausgeflippt, aber Mama, die Besitzerin des Restaurants, besorgte Thorsten und Tina eine leckere Tomatensauce.

Neben den Sehenswürdigkeiten von Manhattan durfte auch ein Besuch bei den Kollegen in der Commerzbank, damals noch in der 55 Broad Street, nicht fehlen.

Am schönsten aber war der abendliche Besuch in meiner Lieblingsbar „Morgan’s“ im nahen Greenwich, ohne Kinder versteht sich.  Auf dem Weg dorthin, sagte Peter:

„Doe fahre d’r Pit än d’r Fränz noe Connecticut för e bier ze drenke“.

Ein geflügeltes Wort, an das wir uns immer gerne erinnern, wenn wir uns mal wieder in Aachen treffen

Im Morgan‘s bestellten wir zunächst mal eine Bloody Mary. Peter sah mit großer Verwunderung, wie der Kellner ein riesengroßes Glas zu dreiviertel mit Wodka füllte und dann den Tomatensaft und die Gewürze dazu mischte.

An der Bar saß eine Dame, die hatte es Peter in ihrem roten Kleid mit langen Seitenschlitz angetan, oder wahrscheinlich war es auch umgekehrt, auf jeden Fall kam Peter mit ihr Gespräch, und ich war überrascht, wie gut Peter Englisch sprach.

Anlässlich meines Geburtstages am Vorabend von Peters Rückflug lud Peter uns zu Luca ein, einem recht teuren italienischen Restaurant in Greenwich Connecticut.

Peter bestellte als „Main dish“ ein Argentinisches Rinderfilet mit Hummer, oder wie es auf der Speisekarte stand ein „Surf und Turf“. Wie immer bei Luca’s Steakhouse war der Teller gut gefüllt, so dass Peter Schwierigkeiten hatte, die gesamte Portion auf zu essen. Deshalb wurde er gefragt, ob er den Rest nicht als Doggy Bag mitnehmen wolle. Doggy Bag eine Erfindung der bigotten Amerikaner, die die Reste niemals ihren Hunden überlassen würden.

Als man Peter dann die Rechnung präsentierte, war er überrascht, dass die Preise in der Speisekarte ohne Steuern ausgezeichnet waren, und als ich ihm dann noch sagte, dass man in Amerika mindestens 20% Trinkgeld geben müsste, konnte er es kaum glauben. Deswegen hat ihm der Hummer am nächsten Morgen doppelt so gut geschmeckt.

Überrascht war Peter auch darüber, dass es in Amerika mehrere Telefongesellschaften gab, etwas, was damals in Deutschland noch nicht vorstellbar war.

Am Ende der ereignisreichen Woche fuhr ich Peter zum Flughafen JFK. Peter und Jutta trafen sich auf der Rolltreppe im Terminal.

Gerne erinnern wir uns der gemeinsamen Woche in meiner damaligen Heimat, die ich im übrigen nach 2002 nochmal für fünf Jahre „genießen“ durfte und in der meine Tochter heute noch lebt.


 

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