70 Jahre Aachener Kinderkarneval
„Märchenprinzen“, so heißen die obersten Narrenherrscher über die Aachener Kinder und das hat einen besonderen Grund.
1951, als der erste Kinderprinz proklamiert wurde, lautete sein Motto für die närrische Zeit: „Es war einmal….“, und da alle alten Märchen so beginnen, bekam Rolf I. den Titel des Märchenprinzen. Bis zum heutigen Tage hat sich diese Tradition in Aachen gehalten.
Seit nunmehr 70 Jahren existiert die Institution AKiKa (Aachener Kinderkarneval) in Aachen. Ein Grund zur Freude und Anlass zu einem Rückblick.
Die ersten Kinderkostümzüge am Karnevalssonntag liefen noch vor den Trümmern der Innenstadt ab. Alles war im Begriff des Wiederaufbaus und die Menschen freuten sich nach den harten Kriegsjahren wieder auf fröhliche und ausgelassene Tage im Karneval. Rolf’s erster Orden bestand aus einem goldenen Herzen und später folgten jährlich bunte, dem Motto der Session angepaßte Orden, heiß begehrte Auszeichnungen. Teilweise waren die Motti in Aachener Mundart, Öcher Platt, formuliert. Ein Beispiel: „Alle Kenger op os Eäd sönd os heij en Oche reäht“. Für Nicht-Aachener lautet die Übersetzung: Alle Kinder dieser Erde sind uns hier in Aachen recht. Eine gelungene Feststellung, die auch nach über 30 Jahren nichts von ihrer Bedeutung verloren hat.
Zweimal in den 70 Jahren mußten die Kinderzüge ausfallen. Weil 1962 die Kuba-Krise in einen bedrohlichen Zustand ausgeartet war, im Aachener Städtischen Krankenhaus die Pocken ausgebrochen waren und außerdem in Hamburg eine schwere Flutkatastrophe gewütet hatte, beschloß der damalige Arbeitsausschuss des AKiKa, die Session ausfallen zu lassen, um im nächsten Jahr erneut und von Herzen zu feiern.
Ebenfalls ausgefallen ist die Session 1991 wegen des dramatischen Golfkrieges.
Die Kinderkostümzüge haben in den vergangenen Jahrzehnten einiges an Wetterquerelen durchlebt, konnten aber trotzdem stattfinden. 1986 war es bitterkalt und die Kinder auf ihren Wagen und in den Kostümen hatten rote Nasen und kalte Hände, als sie ihre Bonbons warfen. Das Rote Kreuz verteilte an verschiedenen Kreuzungen in Aachen fürsorglich heißen Tee und dennoch fand sich ein großer Teil der Bevölkerung am Straßenrand ein, um ihrem Märchenprinzen zuzujubeln.
Der AKiKa-Marsch „Nun auf zum Kinderkarneval, in Bad Aachen überall….“ fand somit würdevollen Einsatz.
Die Weiterentwicklung und Förderung des Kinderkarnevals wurde in den vergangenen 70 Jahren durch viele ehrenamtliche Helfer bewerkstelligt. Das jeweilige Team des AKiKa’s organisiert gemeinsam mit seinem amtierenden Leiter während des ganzen Jahres hindurch viele Konzepte, um das schöne Brauchtum zu pflegen und zu erhalten. Unterstützung in finanzieller Hinsicht gibt der seit Jahrzehnten bestehende Förderverein und stellt so den mitwirkenden Schulen und Vereinen Hilfsmittel zu ihrem Engagement beim Kinderzug zur Verfügung.
Die Kostüme rund um die Kinderprinzengarde und den Hofstaat des Prinzen haben sich im Laufe der 70 Jahre kaum verändert. Die Farben rot und weiß kennzeichnen die tanzende Garde und der Hofstaat besteht hauptsächlich aus Figuren des Aachener Lebens. Außerdem gibt es immer noch die beiden Symbolfiguren „Miez und Anton“, die aus den Entstehungsjahren stammen und von einem Ziehharmonikawagen gezogen werden. Neu seit einigen Jahren ist ein gemeinsam mit dem Prinzen gesungenes Mottolied.
Wer zählt die Zahl der Kinder in den vergangenen Jahren, die in irgendeiner Form beim Kinderkarneval mit auf der Bühne standen, im Kinderzug mitgingen oder kostümiert die Säle füllten. Viele aus den Anfangszeiten haben längst selbst Kinder und Enkelkinder für den Karneval begeistern können. Es ist in Aachen Tradition und Vererbung zugleich, Frohsinn und Begeisterung in der fünften Jahreszeit zu pflegen.
„Oft kopiert – nie erreicht“, so formulierte es das ehemalige AKV-Urgestein Jacques Königstein vor vielen Jahren. Er hatte recht mit dieser Behauptung.
Wenn auch viele Städte und Vereine im Laufe der Jahre Aachen nacheiferten, so wurde der Grundstein dieser Brauchtumspflege in unserer Kaiserstadt gelegt.
Der neue Märchenprinz 2020 tritt in die Fußstapfen seines Vaters, der dieses Amt vor 33 Jahren begeistert erlebte. Er wird auf einem Wagen stehen, den sein Urgroßvater vor langer Zeit entworfen hat.
„Loss ver’ all zesame senge – Alaaf än Freud de Kenger brenge“, (Laßt uns alle zusammen singen, Alaaf und Freude den Kindern bringen), so lautet das Motto von Märchenprinz Leo I., dem 68. Aachener Märchenprinz. Möge es ansteckend wirken und ganz viele Menschen begeistern können.
Dieser Textbeitrag ist zuerst erschienen auf karnevalinaachen.de.
Views: 244
Steffi Diefenthal, Jahrgang 1948 und – wie die meisten dieser Generation – im “Mariannen-Institut” mitten im Herzen unserer Stadt Aachen geboren, ist ein echtes Öcher Mädchen. Sämtliche erforschten Vorfahren mütterlicher- wie väterlicherseits stammten aus dem Aachener bzw. Voreifeler Raum. Eigentlich hat sie nie großes Fernweh verspürt, Aachen zu verlassen, und ist nach einem 2-jährigen Aufenthalt in Köln aus beruflich/privaten Gründen reumütig in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, wo nach Nestbau und Heirat dann zwei Kinder zur Welt kamen, die inzwischen für eine vierköpfige Enkelschar sorgten.
Ihre Liebe zum Theater, zu Kunst und Musik wurde im Elternhaus schon frühzeitig geprägt. Ebenso wie das Interesse an allem, was mit Aachen und seiner Mundart zusammenhängt, wie z.B. die “Puppenbühne” oder der “Aachener Kinderkarneval”. Hier war sie viele Jahre ehrenamtlich im Arbeitsausschuss als Pressesprecherin tätig.
Weitere Hobbys sind: Wandern, sportliche Bewegung wie Tennis und Gymnastik sowie Lesen und die Liebe zu Tieren und der Natur.