Geliebt und atemberaubend
Im Inneren des Doms
Über den in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Aachener Dom gibt es fundierte Literatur in Mengen, sodass für Wissbegierige keine fachliche Frage offenbleibt.
Doch ganz abseits von seiner historischen, architektonischen und religiösen Bedeutung lieben die Aachener ihren schönen Dom innig. Kulturstätte seit über 1200 Jahren, letzter Ruheort Karls des Großen, Krönungsort von 30 deutschen Königen … Kein auswärtiger Besuch, dem der sakrale Bau nicht mit Stolz gezeigt wird, kein Klassik- oder Chorkonzert, das nicht restlos ausverkauft ist, und auch keine Hochzeit, keine Taufe und kein Trauergottesdienst, die nicht durch ihr Stattfinden im Dom geadelt würden. Reguläre Messen gibt es ebenfalls fast täglich – diese sehr besondere Kirche ist nämlich überaus lebendig.
Außerhalb der Messen hier Ruhe zu finden, ist deshalb eher schwierig. Rund eine Million Touristen besichtigen jedes Jahr den Aachener Dom: Die große Chorhalle mit ihrer riesigen Fensterfläche – das beeindruckende „Glashaus“ mit der Strahlenkranzmadonna, in dem auch die beiden prachtvollen goldenen Schreine, der Marien- und der Karlsschrein, stehen. Den Karlsthron im ersten Stockwerk, den man nur im Rahmen einer Führung besichtigen kann, und natürlich das Zentrum der Kathedrale, das Oktogon mit seiner außergewöhnlichen Bauweise.
Dort sind die unfasslich schönen Mosaiken aus rund 32 Millionen einzelnen Steinchen und der riesige Barbarossaleuchter zu sehen. Wer bei seinem ersten Gang rund um das Oktogon spontan an den Orient denkt, liegt gar nicht falsch, orientierte sich doch Karl der Große beim Bau seiner ursprünglichen, achteckigen Kathedrale mangels hiesiger Vorbilder an San Vitale in Ravenna und an der Kleinen Hagia Sophia in Istanbul.
Hier im Herzen des Doms lässt sich – trotz allen Gewusels – der Rundgang sehr schön beenden. Man kann sich in der Mitte des Oktogons niederlassen, nach oben in die 32 Meter hohe Kuppel sehen und die ganze Herrlichkeit in Ruhe auf sich wirken lassen – hier streift einen wirklich der Atem der Geschichte …
Dieser Text erschien zuerst im Buch “Glücksorte in Aachen” von Uschi Ronnenberg,
erschienen im September 2019; mit freundlicher Genehmigung des Droste-Verlages
dürfen wir ihn hier abdrucken. (Foto im Buch: Wikimedia)
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Uschi Ronnenberg, geboren 1959, lebt in Aachen seit Beginn ihrer Volksschulzeit. Sie ist freiberufliche Grafik-Designerin mit einigen Zusatz-Skills, liebt die deutsche Sprache und ist vergnügte Patin des Wortes “Weiberkram”. Sie ist seit 2000 verheiratet mit Peter Hoch und 2004 vom Holzgraben in die Soers umgezogen.
2007 rief sie unser-aachen.eu ins Leben und ist seitdem auf Non-Profit-Basis und unter Ausnutzung aller sich bietenden Möglichkeiten beharrlich damit beschäftigt, Mitautoren sowie Aufmerksamkeit für die schönen Ameröllche zu gewinnen.
2019 erschien ihr Buch “Glücksorte in Aachen” im Droste-Verlag, 2023 in zweiter Auflage.