Öcher Erinnerungen
Es kann die „Hotmannspiif“ selbst kaum in Ruhe stehen,
wenn es dem unberechenbaren „Bahkauv“ nicht gefällt.
Dem „Hühnerdieb“ tut’s ängstlich schon das Bein verdrehen
und „Hansemann“, den rechten Fuß vor, innehält.
„Das Bahkauv tobt, und das am hellen Tage … !“!
Der „Rufer“ in der Römerstraße warnt: man hätt’s gesichtet.
Der „Hengst“ vor dem Theater schäumt und steigt, in Rage,
das „Kehrmännchen“ lässt Besen Besen sein und flüchtet.
Auch Kaiser Heinrich, vor St. Adalbert, bleibt ängstlich sitzen,
mit ihm sein Nachfolger, Friedrich der 3., hoch zu Ross.
De „Türelüre-Ließje“ in der Klappergasse aber schwitzen.
Und vor dem Hauptbahnhof reißen sich die fünf Pferde los.
Mit Kind und Kegel eilt de Modder auf der Trierer Straße Richtung Brand.
Am Suermondplatz, die „drei Figuren“, sehen schreckensbleich an sich vorbei.
St. Stephanus, am Dom, hüllt sich noch tiefer, fester, ins Gewand;
und nur die Kinder am St.-Josefs-Platz, die laufen unbeeindruckt weiter mit Geschrei.
Die Damen unterm Regenschirm haben nur halb verstanden:
„bar kaufen“ (?) tuscheln sie, „gibt’s irgendwo en Schnäppche“ ?
Selbst Gregor, Abt von Burtscheid, klebt der Angstschweiß an den Händen.
Gelassen, am Marschiertor, bleibt allein der Penn-Soldat ob sinnem Plätz’che.
Doch in der Jakobstrasse oben regt sich endlich Widerstand:
der Schmied, der Wehrhafte, wie einst den schweren Hammer packt.
De Klenkes am Holzgraben heben trotzig ihre kleinen Finger an der Hand,
et „Fischbüddelchen“ pinkelt besonders stark; wie immer nackt.
Und hoch am Lousberg hört der Teufel dies mit Schrecken:
das Bahkauf tobt, der Schmied steht auf, und Romulus
mit Remus, die sich auch nicht im Museum mehr verstecken …
Da gibt er auf, leert seinen Sandsack, wütend, voll Verdruss.
Jetzt plötzlich scheint die Ruhe in der Stadt zurück zu sein:
aus Eilendorf lässt sich der Flötenspieler weithin hören.
Der Reiterringkampf in der Kockerellstraße setzt wieder ein.
Am Puppenbrunnen dreh’n und wenden fröhlich kleine Gören.
Ganz ungerührt steht Kaiser Karl auf seinem Brunnen,
seit 700 Lenzen, vor der einst’gen Pfalz.
Was scheren „Bahkauv’s“ ihn, Gerüchte und Matronen
in Burka’s, Röhrenhosen, oder Teenager in Balz ?
Die Nonne Schervier hat‘s gleich ihrem Bettler eingebleut:
„der Herrgott lässt dergleichen Firlefanz nicht walten“.
Und wir, die wir als Gäste wieder mal in Aachen heut‘ –
wir haben diesen Tag genossen mit all‘ den Gestalten.
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Hannu Brofeldt*, geboren 1940 in Aachen, wohnt seit Anfang 1981 in Norddeutschland (Altes Land). Über 35 Jahre lang war er PR-Manager und Pressesprecher in der Industrie, lebte und arbeitete abwechselnd in sieben verschiedenen Bundesländern.
Seit 2002 im “Ruhestand“, engagiert er sich heute weiter ehrenamtlich in seinem beruflichen Metier. So war er als PR- und Messeberater für den ehrenamtlichen deutschen Entwicklungsdienst „Senior Experten Service“ (SES) mehrfach in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa tätig; zuletzt von Mitte März bis Ende Juli 2011 in Sambia.
Der Autor ist verheiratet, hat Sohn und Tochter sowie inzwischen drei Enkelkinder im Alter von 5, 19 und 22 Jahren.
* (Pseudonym, Name der Redaktion bekannt)