Sagenhaftes – Aachener Dombau

In Aachen gab’s lange Gesichter:
Beim Dombau erloschen die Lichter,
denn Geld und Devisen
war’n tief in den Miesen –
so jedenfalls singen‘s die Dichter.

Da tauchte ein Kerl auf – vom Bösen
ein Bote, mit Haken und Ösen
und widerlich lachend
das Angebot machend,
er werd‘ das Dilemma schon lösen:

„Ich gebe euch gerne die Knete
für’n Dombau, die innigst erflehte.
Als Lohn ich befehle
vom Ersten die Seele,
der jemals die Kirche betrete.“

Dem stimmten die Aachener zu
und kriegten das Geld auch im Nu.
Sie bauten den Dom
(nicht ganz wie in Rom)
und freuten sich über den Coup.

Dann pilgerten sie in den Wald
und haben im Dickicht alsbald
mit einigem Glück
das wildeste Stück
der zahlreichen Wölfe gekrallt.

Und den expedierten sie schlau
als ersten Besuch in den Bau.
Der Teufel, voll Lust,
zerriss ihm die Brust –
und machte entsetzlich Radau.

Er brüllte: „Ihr habt mich gelinkt!
Und weil mir das fürchterlich stinkt,
werd‘ ich dafür sorgen,
dass Aachen schon morgen
in sandigen Massen versinkt!“

So fegte der Satan durchs Land
und scheffelte Unmengen Sand.
Doch war ohne Glück
die Reise zurück,
wohl, weil er den Weg nicht mehr fand.

Dazu war die Last ihm recht schwer,
und Gegenwind plagte ihn sehr.
Da fragte er schlau
’ne ältere Frau,
wie weit es nach Aachen noch wär‘.

Die Alte war schon ein Filou.
Sie zeigte dem Teufel die Schuh‘:
„Die tat ich besorgen
in Aachen heut‘ morgen –
jetzt sind sie kaputt, so wie du!“

Da warf der Gehörnte den Sand
zu Boden mit wütender Hand,
verließ unter Schnaufen
den sandigen Haufen –
der heut‘ ist als „Lousberg“ bekannt.


© Bernard Ostersiek, 2003

 

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